Überland – Ausstellungsreihe in drei kulturhistorischen Museen Schleswig Holsteins, 1996

Nachbild – Dithmarscher Landesmuseum Meldorf

Annette Venebrügges Installation „Nachbild“ bezieht sich auf die im Museum ausgestellte Schulklasse der Jahrhundertwende. Vor jedem der 30 Sitzplätze, die vom Museumsbesucher besetzt werden können, werden auf den Tischen, unter glas, Schwarz-Weiß-Fotos von Händen ausgelegt. Sie gehören zu Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters. Sich die entsprechenden Menschen und ihre Geschichte vorzustellen, bleibt der Imagination des Betrachters überlassen. (Jutta Müller)

 

Nie entschläft, wer einmal wach gelebt – Nissenhaus Husum

Annette Venebrügge greift in ihrer Arbeit den Wahlspruch des Museumsstifters Ludwig Nissen auf: „Nie entschäft, wer einmal wach gelebt“ und verfremdet ihn. Etwa zwanzig Fotos dokumentieren unterschiedliche Menschenbilder von im Museum ausgestellten Bildern und Plastiken. Durch wiederholtes Reproduzieren entstehen vergröberte Bildzeichen. Indem Annette Venebrügge die Augenpartien mit weißen Markierungspunkten überklebte, verlieren die abgelichteten Gesichter auf brutale Weise ihre Individualität. Durch diesen Eingriff wird Nissens Wahlspruch auf absurde Weise seiner inhaltlichen Tragweite entkleidet. Die Bildobjekte werden im Museum in den Fenstern des Treppenhauses des von Expressionismus und Art Deco geprägten, in den dreißiger Jahren entstandenen, sog. „Altbaus“ installiert, wodurch der um Dynamik uns Stringenz bemühten architektonischen Geschlossenheit ein den Besucher irritierendes Gegenbild eingefügt wird. Der Museumsbesucher wird auf diese Weise angehalten, sich die Museumsarchitektur in ihren historischen Bezügen zu vergegenwärtigen. Mehr noch sieht er sich gezwungen, die Bedingheit unterschiedlicher Entwürfe des Menschenbildes in den im Museum gezeigten Bildern und Skulpturen bewusst und kritisch zu hinterfragen. (Uwe Haupenthal)

 

Druckfahnen, Norddeutsches Druckmuseum Rendsburg

Annette Venebrügge stellt im Norddeutschen Druckmuseum eine der einfachsten Formen des Druckens den industrieellen Reproduktionsgeräten gegenüber. Aus alten Stempeln schneidet sie Buchstaben aus, so dass sich ein neuer Wortsinn ergibt. So verwandelt sich z. B. „München“ in „Mühe“ oder die sachliche „Drucksache“ wird zum vagen „Ach“. Die Wörter werden auf lange schmale Streifen Chinapieres gestempelt und wie Fahnen zwischen den schweren Druckmaschinen ausgehängt. (Martin Westphal)